Antriebs- und Kraftstoffstrategie
Im Jahr 2018 wird der Volkswagen Konzern voraussichtlich 90 % seiner Fahrzeuge auf Märkten absetzen, in denen die Menge der zugelassenen Klimagasemissionen von Neuwagenflotten gesetzlich begrenzt werden. Um diese meist ambitionierten Vorgaben einzuhalten, sind erhebliche finanzielle Mittel für Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bei konventionellen Antrieben sowie für die Entwicklung von elektrifizierten Fahrzeugen notwendig. Im vergangenen Jahr hat der Volkswagen Konzern 11,5 Mrd. € für Forschung und Entwicklung aufgewendet. Der Großteil davon fließt in „grüne Technologien“ – ein großes, langfristiges Investment, das bereits heute Früchte trägt: Die EU-Neuwagenflotte des Konzerns hat 2014 im Durchschnitt rund 126 g CO2/km emittiert; damit liegen wir schon jetzt unter dem europäischen Grenzwert für 2015 von 130 g CO2/km.
DER WEG ZUR CO2-NEUTRALEN MOBILITÄT
Die Antriebs- und Kraftstoffstrategie des Volkswagen Konzerns weist den Weg zu einer CO2-neutralen und nachhaltigen Mobilität. Wir verfolgen das Ziel, mit jeder neuen Modellgeneration die Effizienz der Antriebe zu steigern, unabhängig davon, ob es sich um Verbrennungsmotoren, Hybrid-, Plug-in-Hybrid- oder reine Elektroantriebe und gegebenenfalls zukünftig Brennstoffzellensysteme handelt. Alle Mobilitätskonzepte orientieren sich an den Kunden und ihren zunehmend individualisierten Bedürfnissen nach Mobilität. Das Portfolio aus unterschiedlichen Antrieben wird sich dabei vergrößern, sodass es auch in Zukunft eine Koexistenz von klassischen Antrieben und Elektromobilität geben wird. Der Modulare Querbaukasten (MQB) ist bereits heute so aufgebaut, dass alle Antriebssysteme eingesetzt und an den Produktionslinien unserer weltweiten Standorte flexibel verbaut werden können – Stoßstange an Stoßstange.
Aus heutiger Sicht wird der Verbrennungsmotor auch in den nächsten Jahren die breite Basis für Antriebe bilden, insbesondere in potenziellen Wachstumsmärkten wie Russland, Indien und Fernost. Im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ist es deshalb wichtig, die herkömmlichen Verbrennungsmotoren immer weiter zu verbessern. Mit neuen Generationen von Otto- und Dieselmotoren erfüllen wir diese Anforderung. Bei Fahrzeugen mit klassischem Antrieb haben vor allem die Einführung der BlueMotion-Technologie in TDI- und TSI-Motoren, das Motormanagement sowie unsere innovativen Doppelkupplungsgetriebe (DSG), der Leichtbau und aerodynamische Maßnahmen dazu beigetragen, dass wir den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch deutlich reduzieren konnten.
Eine wichtige Rolle im Antriebsportfolio spielen Erdgasmotoren. Sie stoßen aufgrund der chemischen Kraftstoffeigenschaften grundsätzlich etwa 25 % weniger CO2 aus als Ottomotoren – unsere Kunden erleben das bei unseren Erdgasfahrzeugen wie dem eco up!, dem Golf TGI oder dem Audi A3 g-tron. Erdgas wird auch für schwere Nutzfahrzeuge als wirtschaftliche und saubere Antriebsart genutzt. Um Erdgasmotoren auch für die Langstrecken von Lastkraftwagen und Bussen nutzen zu können, wird statt CNG (Compressed Natural Gas) jedoch LNG (Liquefied Natural Gas) benötigt, da nur so die erforderliche Energiedichte und somit die gewünschte Reichweite erzielt wird. Damit Erdgas zu einem weithin genutzten Energieträger wird, sind bessere Rahmenbedingungen erforderlich. Nur in wenigen Ländern sind zum Beispiel die Tanknetze ausreichend entwickelt.
Die klassische Motorenpalette ergänzen wir durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Der Kreis der Autofahrer, die vornehmlich Kurzstrecken zurücklegen, wächst. Zu ihnen zählen Pendler und Bewohner von Großstädten, aber auch der städtische Lieferverkehr. Und der Trend, dass es immer mehr Menschen in große Städte zieht, hält an und gilt bei Weitem nicht nur für die boomenden Megacitys in Asien und Südamerika. Reine Elektrofahrzeuge wie der e-up! und der e-Golf fahren lokal emissionsfrei und sind deshalb insbesondere für diejenigen Kunden interessant, die im Alltag kurze Strecken zurücklegen. Private Lademöglichkeiten für die Batterie – zum Beispiel über eine beim Kunden installierte Ladestation – sind mittel- bis langfristig um eine gute öffentliche Ladeinfrastruktur zu ergänzen.
Die meisten Kunden möchten mit ihrem Fahrzeug neben der Kurzstrecke jedoch auch längere Strecken zurücklegen. Hybridfahrzeuge, insbesondere der Plug-in-Hybrid, vereinen hocheffiziente Verbrennungsmotoren mit emissionsfreien Elektromotoren. In dieser Verbindung der Antriebskonzepte sieht Volkswagen die Möglichkeit, den Kunden vieler Fahrzeugklassen elektrifizierte Modelle für die Kurz- und Langstrecke anzubieten, Vertrauen in die neue Technologie aufzubauen und der Elektromobilität so zum
Durchbruch zu verhelfen. Schon seit einigen Jahren bieten wir in vielen Fahrzeugklassen Hybridversionen an. Im Jahr 2013 haben wir mit dem Porsche Panamera S E-Hybrid, dem Porsche 918 Spyder und dem in Kleinserie gefertigten XL1 die ersten Fahrzeuge mit Plug-in-Hybridantrieb auf den Markt gebracht. Im Berichtsjahr haben wir mit dem Golf GTE, dem Audi A3 Sportback e-tron und dem Passat GTE die ersten Plug-in-Hybridfahrzeuge vorgestellt, die auf dem MQB basieren.
Die Baukastenstrategie ist ein großer Vorteil des Volkswagen Konzerns. Wir erzielen nicht nur hohe Synergieeffekte, indem die Modulbaukästen über alle Baureihen und Marken hinweg eingesetzt werden, wir haben auch die Fahrzeugarchitektur so ausgerichtet, dass alle Antriebsarten flexibel und wirtschaftlich integriert werden können. Das gilt insbesondere für die Fahrzeuge auf Basis des MQB – also vom zukünftigen Polo über den Audi A3 bis zum Passat. Diese Modelle können beispielsweise auf ein einheitliches Plug-in-Hybridsystem zurückgreifen, das aus einem hocheffizienten TSI-Motor, einem Elektromotor, unserem kompakten Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und einer Lithium-Ionen-Batterie besteht. Die Fertigung elektrifizierter Fahrzeuge haben wir in die Produktionsabläufe bestehender Werke integriert, zum Beispiel in Wolfsburg, Ingolstadt und Leipzig.
Die Batterie ist das Herzstück der Elektrofahrzeuge und bestimmt durch ihre Speicherkapazität maßgeblich deren Reichweite. Die derzeit für reine Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge genutzte Technologie verwendet Lithium-Ionen-Zellen. Diese bauen wir im Werk Braunschweig zu Batteriesystemen zusammen. Derzeit werden Batterietypen mit höheren Energiedichten auf Basis von Feststoff-Elektrolyten erforscht, die darüber hinaus höhere Standards bezüglich der Sicherheitsanforderungen erfüllen. Eine Industrialisierung dieser Technologien ist in Prüfung. Die nächste Generation der Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge wird noch mit verbesserter Lithium-Ionen-Technologie ausgestattet sein. Die Elektromotoren werden in unserem Werk in Kassel produziert.
Wasserstoff wird als Kraftstoff mittelfristig noch nicht flächendeckend zur Verfügung stehen. Anders als beim Erdgas ist hierfür bisher noch keine ausreichende Infrastruktur für die Verteilung vorhanden. Sowohl Tankstellen als auch Produktionsstätten für regenerativen Wasserstoff müssen neu aufgebaut werden. Volkswagen arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Brennstoffzellen-Technologie und hat umfangreiche Erfahrungen im Betrieb von Testflotten gesammelt. Der MQB ist für die Brennstoffzelle bereits vorbereitet, dies wurde auf der L.A. Auto Show 2014 in Form der Studie Golf Variant HyMotion demonstriert. Die Entscheidung über einen Serieneinsatz wird in Abhängigkeit von Marktbedarf und Infrastruktur getroffen.
Dank unserer konventionellen und alternativen Technologien sowie der modularen Baukastenstrategie, die eine schnelle Übernahme von Innovationen in verschiedene Fahrzeuge erlaubt, sind wir für die Herausforderungen der Zukunft bestens gerüstet. Mit Hilfe zusätzlicher Fachkräfte und Experten haben wir unser Know-how auf dem Gebiet der Elektrotraktion ausgebaut und unsere Mitarbeiter über ein großes Schulungsprogramm in der neuen Technologie fortgebildet.
NACHHALTIGKEIT IM VOLKSWAGEN KONZERN
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