Beschaffung
Die Aktivitäten der Beschaffung waren 2014 vor allem darauf ausgerichtet, die Fahrzeuganläufe abzusichern, neue Beschaffungsmärkte zu erschließen und eine kontinuierliche Versorgung unserer Produktion sicherzustellen.
Beschaffungsstrategie
Unseren Anspruch, die wettbewerbsfähigste und attraktivste Beschaffungsorganisation zu haben, untermauern wir mit vier aus der Konzernstrategie 2018 abgeleiteten Beschaffungszielen: erstens, technische und ökologische Innovationsprozesse aktiv gestalten, um marktkonforme Top-Qualität und Innovationen zu wettbewerbsfähigen Konditionen bereitzustellen; zweitens, die Kostenziele erreichen, um die Wirtschaftlichkeit unserer Produkte über die gesamte Laufzeit zu gewährleisten; drittens, stabile und effiziente Warenströme sicherstellen, um das globale Volumenwachstum durch ständige Verfügbarkeit und eine gleichbleibend hohe Güte der Kaufteile abzusichern; und viertens, optimale Arbeitsbedingungen schaffen, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter und die Attraktivität des Geschäftsbereichs Beschaffung weiter zu steigern.
Jedem Ziel sind Handlungsfelder zugeordnet, aus denen wir konkrete Programme abgeleitet haben. Für jedes Programm gewährleisten definierte Maßnahmen und Verantwortlichkeiten für alle Marken und Regionen, dass die Beschaffungsziele erreicht werden und nachhaltig wirken. Wir bündeln konzernweit unsere Stärken und nutzen Chancen über Marken und Regionen hinweg.
Volkswagen FAST – Future Automotive Supply Tracks
Um die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten zu intensivieren, haben wir gemeinsam die Initiative Volkswagen FAST – Future Automotive Supply Tracks – gestartet. Mit unseren wichtigsten Partnern werden wir bei den strategischen Themen Globalisierung und Innovationen noch enger und schneller kooperieren. Unsere weltweiten Planungen werden dadurch frühzeitig aufeinander abgestimmt sowie Innovationen effizienter und effektiver umgesetzt.
Prozessoptimierungsprogramm in der Beschaffung
Die Optimierung und Standardisierung von Prozessen und Systemen – bei allen Marken und in allen Regionen des Konzerns – haben wir im Berichtsjahr 2014 mit hoher Priorität vorangetrieben. Damit erreichen wir eine größtmögliche Transparenz sowie einen hohen Grad der Abstimmung und Vernetzung im Konzern. Um die Nachhaltigkeit dieser Optimierungen sicherzustellen, führen wir regelmäßig Prozess- und System-Audits durch.
Im nächsten Schritt werden wir den Fokus verstärkt auf die Schnittstelle zu unseren Lieferanten legen. Ziel ist es, auch mit ihnen auf der Basis optimaler Prozesse und Systeme zusammenzuarbeiten.
Versorgungssituation bei Kaufteilen und Rohmaterialien
Die Versorgung unserer Komponenten- und Fahrzeugwerke mit Kaufteilen war 2014 trotz einer größeren Anzahl außerplanmäßiger Ereignisse unverändert stabil. Bereits nach den ersten neun Monaten des Berichtsjahres erreichte die Anzahl sogenannter Großstörungen mit Versorgungseinfluss, beispielsweise Brände, Überschwemmungen oder Streiks, den Vorjahreswert. Auch die weiter gestiegenen Produktionsvolumina sowie laufende Anpassungen der Ausstattung an die Markterfordernisse waren kennzeichnend für die Versorgungssituation. Gemeinsam mit unseren Zulieferern haben wir all diese Herausforderungen bewältigt und das gesamte Fahrzeugproduktionsprogramm mit Kaufteilen versorgt.
Wesentliche Erfolgsfaktoren für eine sichere Versorgungssituation sind ein leistungsfähiges weltweites Frühwarnsystem auf Basis kontinuierlicher Big-Data-Analysen, die global verfügbaren Modulbaukästen MQB und MLB mit alternativen Versorgungsquellen, die Verfügbarkeit aller versorgungsrelevanten Informationen zu Anlagen, Werkzeugkapazitäten und Standorten sowie die Verarbeitung von Informationen zu lokalen Risiken.
Mit dem Ziel, Kapazitäten abzusichern und Engpässe zu beseitigen, wurden die geschäftsbereichsübergreifenden Prozesse von Technischer Entwicklung, Qualitätssicherung, Vertrieb, Produktion/Logistik und Beschaffung weiter optimiert. Dadurch verkürzen wir Reaktionszeiten und beschleunigen die Problembehebung.
Die gute Zusammenarbeit mit unseren Kaufteile-Lieferanten gewährleistet, dass wir unsere Versorgungsziele erreichen. Mit einem Lieferantensymposium haben wir im Berichtsjahr die Zusammenarbeit nochmals intensiviert.
Im Jahresverlauf 2014 verlangsamte sich das Weltwirtschaftswachstum, unter anderem verzeichneten wir schwächere Konjunktursignale aus China. Dies beeinflusste auch die Preise vieler Roh- und Einsatzstoffe – beispielsweise Rohöl, Stahl und Seltene Erden –, die stagnierten oder zurückgingen. Darüber hinaus war das Berichtsjahr von politischen Spannungen, vor allem in Russland und der Ukraine, geprägt. Sie wirkten sich zunehmend international aus, was sich auch in den Preisen auf den sensitiven Rohstoffmärkten niederschlug. Um den Risiken einer starken Volatilität entgegenzuwirken, kamen und kommen in der Volkswagen Beschaffung individuelle und tendenziell längerfristige Einkaufsstrategien zum Einsatz.
Qualitätssicherung durch Kaufteile- und Lieferantenmanagement innerhalb des Lieferprozesses
Mit seinen Werkzeug- und Prozessexperten sichert das Kaufteilemanagement als technischer Bereich der Beschaffung die weltweiten Fahrzeugneuanläufe und Aggregateprojekte sowohl präventiv als auch reaktiv ab. Darüber hinaus stellen die Experten die Serienversorgung sicher. Im Einklang mit der konzernweiten Wachstumsstrategie liegt ein besonderer Fokus des Kaufteilemanagements auf dem Wissenstransfer bei Anläufen globaler Projekte. Das Kaufteilemanagement ist weltweit vernetzt. Dadurch können Synergieeffekte sowohl in der Produktions- als auch in der Prozessoptimierung bei Lieferanten erzielt werden.
Bei dem Programm „Qualität im Wachstum“ konzentriert sich die Beschaffung auf die Anlaufabsicherung sowie das Management der Unterlieferantenstruktur. Wir führen mit unseren Lieferanten geschäftsbereichsübergreifende Gespräche und stellen dadurch eine Lieferantenqualifizierung sicher, die den Qualitäts- und Wachstumszielen von Volkswagen entspricht. Die gemeinsam definierten Best-Practice-Ansätze ermöglichen uns kontinuierliche Verbesserungen und werden in gemeinsamen Zielen verankert. Die präventive Anlaufabsicherung erhöhen wir nicht nur durch eine simulierte Serienproduktion beim Lieferanten, sondern auch, indem wir geschäftsbereichsübergreifende Leistungstests an mehreren Meilensteinen des Produktentstehungsprozesses vor den Fahrzeuganläufen integrieren. Dadurch können wir Probleme in der Liefermenge und -qualität frühzeitig erkennen und ihnen rechtzeitig entgegenwirken.
Erschließung neuer Beschaffungsmärkte
Die Beschaffung ist an 39 Standorten in 23 Ländern vertreten und stellt sicher, dass die Produktionsstätten nachhaltig und zu wettbewerbsfähigen Konditionen mit Produktionsmaterialien in der geforderten Qualität und Menge beliefert werden. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung ist damit der Zugang zu den relevanten Beschaffungsmärkten gewährleistet.
Neben den etablierten Bezugsquellen steigt in neuen Wachstumsregionen wie dem ASEAN-Raum das Angebot qualifizierter Lieferanten. Die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit lokalen Bezugsquellen, etwa in Pekan, Malaysia, werden über die regionale Beschaffungsorganisation in neue Projekte übertragen. Auf diese Weise vergrößern wir die globale Lieferantenbasis.
Dank dieser Ansätze ist die Beschaffung in der Lage, für neue Standorte kurzfristig und effizient eine zuverlässige Lieferantenbasis sicherzustellen.
Nachhaltigkeit in den Lieferantenbeziehungen
Im Berichtszeitraum haben wir unser seit 2006 bestehendes Konzept „Nachhaltigkeit in den Lieferantenbeziehungen“ weiterentwickelt, indem wir die „Anforderungen des Volkswagen Konzerns zur Nachhaltigkeit in den Beziehungen zu Geschäftspartnern (Code of Conduct für Geschäftspartner)“ in die Verträge mit unseren Lieferanten integriert haben. In begründeten Fällen lassen wir über gezielte Stichproben prüfen, ob die Nachhaltigkeitsanforderungen von unseren Lieferanten eingehalten werden.
2014 haben wir unsere Lieferanten weiterhin intensiv geschult und qualifiziert, um ihnen fundierte Kenntnisse im Bereich Nachhaltigkeit zu vermitteln, zum Beispiel in themenspezifischen Dialogveranstaltungen in Argentinien, Brasilien und Mexiko. Unter anderem in Polen, in Russland und in der Türkei haben wir unsere Zulieferer auch im Rahmen von Präsenzschulungen weitergebildet, die wir gemeinsam mit anderen Automobilherstellern durchgeführt haben. Unsere eigenen Mitarbeiter werden kontinuierlich zur Nachhaltigkeit in den Lieferantenbeziehungen informiert und geschult.
Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten zu diesem Thema haben wir auch über die Konzern-Business-Plattform fortgeführt, auf der unter anderem ein internetbasiertes Qualifizierungsmodul zur Nachhaltigkeit bereitgestellt wird. Alle auf der Plattform registrierten Lieferanten sind weiterhin aufgefordert, dieses Qualifizierungsmodul mit anschließender Erfolgskontrolle zu absolvieren.
Unsere Geschäftspartner geben uns darüber hinaus Auskunft über ihren Nachhaltigkeitsstatus. Dafür ist auf der Konzern-Business-Plattform ein Fragebogen hinterlegt; bei Bedarf stößt eine Konzernstelle Verbesserungsmaßnahmen beim Lieferanten an.
Das Konzept „Nachhaltigkeit in den Lieferantenbeziehungen“ hilft uns, gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern die Voraussetzungen für die Erfüllung unserer Nachhaltigkeitsanforderungen zu schaffen und die Volumenströme dauerhaft zu sichern.
Volumen der Volkswagen Konzern-Beschaffung
Die Volkswagen Konzern-Beschaffung kauft zentral im Wesentlichen Produktionsmaterial, Dienstleistungen und Sachinvestitionen ein. Das beschaffte Volumen nahm im Berichtsjahr um 7,7 % auf 145,5 Mrd. € zu, diese Zahlen enthalten die Werte für die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen. Der Anteil der Zulieferer in Deutschland lag bei 36,1 (37,3) %.
(XLS:) Download |
VOLUMEN DER VOLKSWAGEN KONZERN-BESCHAFFUNG NACH MARKEN UND MÄRKTEN |
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Mrd. € |
2014 |
2013 |
% | |||||||
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Volkswagen Pkw1 |
85,5 |
79,0 |
+8,4 |
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Audi2 |
25,7 |
23,6 |
+8,8 |
|||||||
ŠKODA |
7,1 |
6,5 |
+9,3 |
|||||||
SEAT |
4,4 |
3,9 |
+11,8 |
|||||||
Bentley |
0,8 |
0,7 |
+24,0 |
|||||||
Porsche |
5,0 |
3,7 |
+33,9 |
|||||||
Volkswagen Nutzfahrzeuge |
2,6 |
2,4 |
+6,4 |
|||||||
Scania |
6,5 |
6,4 |
+1,6 |
|||||||
MAN |
7,8 |
8,8 |
−10,9 |
|||||||
Volkswagen Konzern |
145,5 |
135,0 |
+7,7 |
|||||||
Europa/Übrige Märkte |
93,4 |
87,9 |
+6,3 |
|||||||
Nordamerika |
6,3 |
6,3 |
−1,0 |
|||||||
Südamerika |
6,7 |
8,9 |
−25,4 |
|||||||
Asien-Pazifik1 |
39,1 |
31,9 |
+22,7 |