Bahn frei

Bahn frei (Foto)

Wie lässt sich der Personennahverkehr in einem Ballungsraum mit mehr als 22 Millionen Menschen organisieren? Antworten darauf gibt Scania. Die Omnibus-Sparte des Nutzfahrzeugherstellers liefert Technik und Know-how für den Transport mit Schnellbussen in rasch wachsenden Metropolen. Ein Besuch in Mexiko-Stadt.

Wer in der mexikanischen Hauptstadt mit dem Auto oder einem der unzähligen Minibusse unterwegs ist, braucht gute Nerven. Nach einer Stunde fünf Kilometer zurückgelegt zu haben, gilt hier schon als schnell. Deswegen setzt die Metropolregion auf ein Konzept, das sich bereits in vielen Megacitys bewährt hat: „Bus Rapid Transit“ – kurz BRT. Die Abkürzung steht für den Schnellbus-Verkehr, mit dem in vergleichsweise kurzer Zeit und mit überschaubaren Investitionen Mobilität für viele Menschen ermöglicht werden kann. Das Grundkonzept ist überall gleich: Es setzt auf separate Busspuren, eine hohe Taktfrequenz und kurze Ein- und Ausstiegszeiten an den Haltestellen.

„BRT löst viele Probleme, indem es die Systemvorteile der Bahn mit der Flexibilität von Omnibussen verbindet.“

Arnaud Dordilly, Geschäftsführer Scania Mexiko

In den südamerikanischen Millionenmetropolen Bogotá und Rio de Janeiro sind schon seit vielen Jahren Omnibusse von Scania in BRT-Systemen unterwegs. Bogotá gilt mit seinen Schnellbussen als Vorzeigemodell, und in Rio konnten dank BRT die riesigen Menschenmassen bewältigt werden, die als Gäste zur Fußball-WM 2014 angereist waren. Jetzt setzt auch Mexiko-Stadt auf das Know-how aus Schweden. Der Betreiber „Mexico City Metrobús“ orderte 52 Scania Fahrgestelle für 18 Meter lange Gelenkbusse mit einer Kapazität von bis zu 180 Fahrgästen und zehn weitere für 15 Meter lange Dreiachser, die bis zu 100 Fahrgäste befördern können. Die Aufbauten fertigt der brasilianische Karosseriebauer Neobus.

Erfolgsentscheidend ist dabei, die Fahrzeuge genau an die Gegebenheiten in der mexikanischen Hauptstadt anzupassen. Zum Beispiel haben die Busse für Mexiko-Stadt ihre Türen auf der linken Seite, weil die Haltestellen von rechts angefahren werden. Die Einstiegskante liegt auf gleicher Höhe mit dem Fahrgaststeig. Das spart wertvolle Zeit beim Ein- und Aussteigen. Denn die auf Scania Technik basierenden Omnibusse sollen die 21,3 Kilometer lange Linie 2 bedienen, eine der anspruchsvollsten BRT-Strecken der Stadt. Sie führt durch Cuautitlán Izcalli, der meistbevölkerten Gemeinde des Landes im Großraum Mexiko-Stadt. In Stoßzeiten werden im Minutentakt 42 Haltestellen angefahren und täglich mehr als 211.000 Fahrgäste befördert. Insgesamt sind in der Metropolregion 367 Schnellbusse auf sechs BRT-Linien unterwegs, die Tag für Tag von 850.000 Passagieren genutzt werden.

Scania unterstützt den Betreiber nicht nur mit speziell ausgelegten Fahrzeugen, sondern auch mit Fahrertrainings und einem umfassenden Serviceangebot. Damit sind die Fahrzeuge im Wartungs- und Reparaturfall schnell wieder einsatzbereit. Der Hersteller kann dabei sein Know-how aus dem Überlandverkehr einbringen: „Auf der mexikanischen Langstrecke kommt schon heute jeder zweite Omnibus von uns“, berichtet Arnaud Dordilly, Geschäftsführer von Scania in Mexiko. „Diesen Erfolg wollen wir jetzt auf den urbanen Bereich ausweiten.“

Fahrgäste (Foto)

Und die Chancen dafür stehen gut. „BRT löst viele Probleme, indem es die Systemvorteile der Bahn mit der Flexibilität von Omnibussen verbindet“, erläutert Dordilly. Die Fahrzeuge rollen auf eigenen, abgesperrten Fahrbahnen über die Hauptverkehrsachsen der Stadt. Mit sogenannten „Feeder-Omnibussen“ werden die Zubringerdienste erledigt; sie übernehmen kleinteilige Querverbindungen und die Anbindung an Wohn- und Gewerbegebiete. Eine intelligente Ampelsteuerung räumt den BRT-Fahrzeugen Vorfahrt ein. Und die Tickets, die für eine einfache Fahrt umgerechnet nur 27 Eurocent kosten, werden über eine Smartcard stets vor Fahrtantritt gekauft, um keine Zeit zu verlieren.

Entsprechend hoch ist die Akzeptanz bei den Fahrgästen. „Der Omnibus ist das wirtschaftlichste und flexibelste Verkehrsmittel für den öffentlichen Personennahverkehr“, sagt Jonas Kempe, bei Scania Buses and Coaches verantwortlich für nachhaltige Entwicklung. Mittlerweile fahren rund 4.000 Scania Omnibusse auf fünf Kontinenten in BRT-Systemen. Damit leistet der schwedische Nutzfahrzeughersteller seinen Beitrag dazu, den Verkehr in Millionenmetropolen überall auf der Welt erfolgreich zu organisieren.

TEXT
Wolfgang Tschakert

FOTOGRAFIE
Matthias Haslauer