Forschung und Entwicklung

Auch im Geschäftsjahr 2014 konzentrierte der Volkswagen Konzern seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten darauf, seine Produktpalette zu erweitern und die Funktionalität, Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit seiner Produkte zu verbessern.

Schwerpunkte unserer Forschung und Entwicklung

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Pkw-Neuwagenflotte des Volkswagen Konzerns in Europa soll bis 2015 auf 120 g/km sinken. In den vergangenen fünf Jahren ist es uns bereits gelungen, den CO2-Ausstoß um 25 g CO2/km auf 126 g CO2/km zu reduzieren. Seit 2012 sind die CO2-Emissionen für die europäischen Pkw-Neuwagenflotten der Fahrzeughersteller gesetzlich reglementiert: Für das Jahr 2014 galt, dass 80 % der Neuwagenflotte den gesetzlich vorgeschriebenen Wert von 130 g CO2/km nicht überschreiten durften. Im Berichtsjahr betrug dieser Wert für den Volkswagen Konzern 115 g CO2/km. Derzeit bieten wir 532 Modellvarianten (Motor-Getriebe-Kombinationen) an, die weniger als 130 g CO2/km emittieren. Mit 416 Modellvarianten unterschreiten wir bereits die Schwelle von 120 g CO2/km. 85 Modellvarianten bleiben sogar unter 100 g CO2/km (siehe dazu auch die Grafik am Ende dieser Seite).

CO2-EMISSION DER EUROPÄISCHEN (EU 28) PKW-NEUWAGENFLOTTE DES VOLKSWAGEN KONZERNS
in Gramm pro Kilometer

Für Volkswagen ist es von entscheidender Bedeutung, neue Entwicklungen in Gesellschaft, Politik, Technologie, Umwelt und Wirtschaft frühzeitig zu erkennen, da diese eine wichtige Grundlage für Innovationen und unseren unternehmerischen Erfolg sind. Die Konzern-Forschung befasst sich kontinuierlich mit den aktuellsten Trends und hat Forschungsbüros in den wichtigsten Automobilmärkten der Welt eingerichtet. Unter anderem in China, Japan und den USA beobachten sie automobilrelevante Technologiebereiche, führen Kooperationsprojekte mit Forschungseinrichtungen und lokalen Unternehmen durch und erschließen dem Volkswagen Konzern damit neue Erkenntnisse.

Neben der voranschreitenden Elektrifizierung der Antriebe (siehe dazu den Abschnitt „Antriebs- und Kraftstoffstrategie“) war ein Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit des Jahres 2014 die Konnektivität, also die Vernetzung des Fahrzeugs mit seiner Umwelt. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Funktionsvielfalt und die Marktdurchdringung online vernetzter Systeme wachsen, wird es zunehmend wichtiger, dass sich das Fahrzeug mit den Endgeräten des Fahrers, mit anderen Fahrzeugen und mit der Umwelt, insbesondere der Infrastruktur, vernetzen kann. Mit dieser zunehmenden Funktionsvielfalt gehen neuartige Anzeige- und Bedienkonzepte einher. Der Trend, Tasten und Schalter durch Touchscreens und Erkennungssensorik zu ersetzen, hält an und wird in unseren Fahrzeugen berücksichtigt.

Eines der wichtigsten Entwicklungsfelder der Marke Audi ist das pilotierte Fahren. Der Fahrer soll immer dann entlastet werden, wenn das Autofahren durch automatisierte Funktionen sinnvoll unterstützt werden kann – nicht nur beim Manövrieren auf engen Parkplätzen oder im Parkhaus, sondern beispielsweise auch im stockenden Verkehr auf Autobahnen. In den nächsten Jahren könnten solche Funktionen in Serie gehen, wenn die nötigen Rahmenbedingungen, beispielsweise rechtliche Grundlagen, geschaffen werden. Was technisch bereits möglich ist, hat Audi im Berichtsjahr auf dem Hockenheimring bewiesen: Der Technikträger Audi RS 7 piloted driving concept absolvierte fahrerlos eine Runde des Grand-Prix-Kurses im Renntempo mit einer Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h. Die Ergebnisse aus dieser Erprobung fließen in die Serienentwicklung ein und tragen dazu bei, Sicherheit und Komfort zukünftiger Fahrzeuge zu erhöhen.

Volkswagen hat 2014 innovative LED-Systeme für die Front- und Heckbeleuchtung in die Volumensegmente eingeführt und damit für eine breite Kundenbasis verfügbar gemacht. In der neuesten LED-Heckleuchte ist weltweit erstmals eine animierte Bremslichtfunktion integriert, die für eine schnellere Wahrnehmung sorgt. Dank eines kompakten Projektionsmoduls verfügt der neue hochfunktionale LED-Frontscheinwerfer über ein Land-, Stadt- und Autobahnlicht, ein dynamisches Kurvenfahrlicht sowie – im Zusammenspiel mit einer Kamera – einen dynamischen Fernlichtassistenten. Volkswagen wird den Einsatz der LED-Technologie inklusive des dynamischen Fernlichtassistenten in Volumensegmenten konsequent fortsetzen; die Einführung in der Kompaktklasse ist im Jahr 2015 vorgesehen.

Der Karosserie-Leichtbau ist für uns weiterhin ein strategischer Entwicklungsschwerpunkt. Als erster Automobilhersteller setzt Volkswagen warmumgeformte, hochfeste Stähle bei Volumenmodellen ein. Darüber hinaus verfolgen wir den fahrzeug- und plattformspezifischen Mischbauansatz, also die Verwendung unterschiedlicher Werkstoffe in einer Karosserie. Unsere umfangreichen Erfahrungen mit Leichtbauwerkstoffen, insbesondere Aluminium, lassen wir konsequent auch in den Modularen Querbaukasten (MQB) einfließen. Für den Einsatz dieser Werkstoffe hat Volkswagen mit dem Widerstandselementschweißen ein neuartiges Fügeverfahren zur Anbindung anderer Werkstoffe an Stahl entwickelt und patentieren lassen. Bei der Entwicklung neuer Plattformen, auf denen zum Beispiel Fahrzeuge wie Touareg und Phaeton basieren, wird ebenfalls verstärkt Aluminium verwendet. In der öffentlich-privaten Partnerschaft Open Hybrid LabFactory forschen wir zusammen mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der Technischen Universität Braunschweig, der Fraunhofer-Gesellschaft sowie verschiedenen Industriepartnern an wirtschaftlichen Leichtbautechnologien für die Großserie. Bis Ende 2015 sollen rund 200 Forscher aus Industrie und Wissenschaft gemeinsam hybride Leichtbaustrukturen entwickeln. Die Grundsteinlegung für die neue Forschungseinrichtung in Wolfsburg ist 2014 erfolgt.

Innovationen begeistern unsere Kunden

Mit der auf dem MQB basierenden achten Generation des Passat präsentierte die Marke Volkswagen Pkw im Berichtsjahr eine Vielzahl von Innovationen. Als weltweit erstes Automobil ist der Passat mit den Sicherheits- und Assistenzsystemen Emergency Assist und Trailer Assist erhältlich. Der Emergency Assist führt die Systeme Lane Assist und Adaptive Cruise Control (ACC) zu einem neuen Assistenzsystem zusammen: Sobald die Sensoren erkennen, dass der Fahrer weder lenkt noch bremst oder beschleunigt, leitet das System in verschiedenen Eskalationsstufen zunächst das Wachrütteln des Fahrers und letztlich einen Nothalt ein. Dabei wird automatisch die Warnblinkanlage eingeschaltet; darüber hinaus führt der Passat leichte Lenkmanöver aus, um das Umfeld auf die Gefahrensituation aufmerksam zu machen. Das System ACC beobachtet den vorausfahrenden Verkehr mit dem Ziel, ein Auffahren zu verhindern. Als weltweit erster Automobilhersteller bringt Volkswagen im Passat zudem ein Assistenzsystem auf den Markt, mit dem das Rangieren von Fahrzeugen mit Anhänger vereinfacht wird: den Trailer Assist. Über die Rückfahrkamera wird der Knickwinkel des Anhängers beobachtet, ausgewertet und der Lenkwinkel berechnet. Mit Hilfe des Bedienelements für die Rückspiegel, das als eine Art Joystick fungiert, kann der Fahrer die Fahrtrichtung seines Gespanns stufenlos beeinflussen und muss dabei lediglich noch Brems- und Gaspedal betätigen. Im Cockpit des Passat kommt erstmals in einem Volkswagen ein als Volldisplay aufgebautes Kombiinstrument mit interaktiver Darstellung zum Einsatz: das Active Info Display. Alle Instrumente werden rein virtuell im Display abgebildet. Informationen zu Fahr-, Navigations- und Assistenzfunktionen können individuell in die Grafikflächen des Tachos und des Drehzahlmessers integriert werden. Auch Daten aus dem Infotainment-System, etwa Bilder zu Telefonkontakten oder Album-Covers, können im Active Info Display dargestellt werden. Als erster Volkswagen wird der neue Passat im Laufe des Jahres 2015 auch mit einem Head-up Display erhältlich sein. Es projiziert wichtige Informationen, wie Geschwindigkeit oder Navigations-Piktogramme, auf eine vor der Frontscheibe ausfahrbare Glasscheibe und damit direkt in das primäre Sichtfeld des Fahrers. Für das Auge des Fahrers scheinen sich die projizierten Daten rund zwei Meter vor dem Fahrzeug zu befinden. Da sein Blick deutlich seltener zwischen den Instrumenten und der Straße wechseln muss, ermüden seine Augen weniger schnell. Ein Stauassistent, das weiterentwickelte System Area View und die erweiterte City-Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung komplettieren das Angebot der Assistenzsysteme im Passat. Für den Antrieb kommen im neuen Passat weitere Innovationen zum Einsatz: Im Passat GTE mit Plug-in-Hybridantrieb fusionieren ein TSI-Motor mit 115 kW (156 PS) und eine 85 kW (115 PS) starke E-Maschine zu einer Systemleistung von 160 kW (218 PS). Rein elektrisch kann der Passat GTE bis zu 50 km zurücklegen, insgesamt kommt er auf eine Reichweite von über 1.000 km.

Die Erfolgsgeschichte des Golf wurde 2014 um ein bedeutendes Kapitel fortgeschrieben: Mit dem e-Golf und dem Golf GTE hielt die Elektromobilität Einzug in die beliebte Baureihe. Ausgestattet mit einem 85 kW (115 PS) starken Elektromotor verbraucht der e-Golf 12,7 kWh auf 100 km (NEFZ); damit ist er das effizienteste Elektrofahrzeug seiner Klasse. Die eingebaute Lithium-Ionen-Batterie ermöglicht eine Reichweite von bis zu 190 km. Optional kommt im e-Golf eine Wärmepumpe für besonders energiesparenden Heizbetrieb zum Einsatz. Sie nutzt sowohl die Wärme aus der Umgebungsluft als auch die Abwärme der Antriebskomponenten. Die dadurch eingesparte Energie aus der Hochvoltbatterie trägt zur Verlängerung der Reichweite bei. Der Golf GTE mit Plug-in-Hybridantrieb ist Zero-Emission-Vehicle, Sportwagen und Langstreckenauto in einem. Ein TSI-Motor mit 110 kW (150 PS) und ein 75 kW (102 PS) starker Elektromotor sorgen zusammen für ein neues Fahrgefühl und eine Spitzengeschwindigkeit von 222 km/h. Die Kraftübertragung übernimmt ein speziell für Hybridfahrzeuge entwickeltes Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Voll aufgeladen legt der Golf GTE bis zu 50 km rein elektrisch zurück, die Gesamtreichweite beträgt rund 940 km. Mit einem kombinierten Verbrauch von nur 1,5 l auf 100 km und einer CO2-Emission von 35 g/km setzt er neue Maßstäbe bei Effizienz und Nachhaltigkeit.

Auch die Marke Audi bietet seit 2014 ein Plug-in-Hybridfahrzeug an: den Audi A3 e-tron. Der erste Premium-Kompaktwagen mit diesem innovativen Antrieb ist uneingeschränkt alltagstauglich, da er die Stärken eines Elektroantriebs mit den Vorzügen eines Verbrennungsmotors kombiniert. Ein moderner TFSI-Motor mit 110 kW (150 PS) und ein 75 kW (102 PS) starker Elektromotor bieten zusammen eine Systemleistung von 150 kW (204 PS). Der kombinierte Verbrauch liegt bei 1,5 l auf 100 km, die CO2-Emission beträgt 35 g/km.

Darüber hinaus präsentierte Audi im Berichtsjahr die dritte Generation des Audi TT. Das Profil der Design-Ikone wurde konsequent weiterentwickelt: Die Dachlinie wurde gestrafft, der Radstand verlängert, und die Überhänge wurden verkürzt. Damit vermittelt der neue TT noch mehr Sportlichkeit und Dynamik als sein Vorgänger. Aber auch in Sachen Effizienz punktet die jüngste Generation: Das um 50 kg reduzierte Fahrzeuggewicht trägt dazu bei, dass die CO2-Emission mit 110 g/km neue Maßstäbe in der Klasse der Sportwagen setzt.

Im Geschäftsjahr 2014 brachte Porsche mit dem Kompakt-SUV Macan seine fünfte Baureihe auf den Markt. Die sportlich abfallende, coupéhafte Dachlinie und eine übergreifende Motorhaube verleihen dem Macan einen selbstbewussten und kraftvollen Auftritt. Das Heck besticht durch prägnante und dreidimensional geformte Rückleuchten mit LED-Technik; das Interieur wird von sportlicher Eleganz und hochwertigen Materialien bestimmt. Eine effiziente Motorenpalette rundet das neue Fahrzeugkonzept ab. Der neue 911 Targa war 2014 ein weiteres Highlight aus dem Hause Porsche. Wie der legendäre Ur-Targa aus dem Jahr 1965 zeichnet auch er sich durch den charakteristischen feststehenden Bügel anstelle der B-Säule aus. Auf Knopfdruck öffnet sich die Heckscheibe, und das Verdeckelement verschwindet vollautomatisch hinter den Sitzen im Fond. Lediglich 19 Sekunden dauert das Öffnen beziehungsweise Schließen dieses innovativen Verdecks.

Lamborghini präsentierte 2014 mit dem Huracán den Nachfolger des erfolgreichen Gallardo. Das scharfkantige Design des Huracán, dessen Chassis in innovativer Leichtbauweise aus Carbon- und Aluminiumelementen gefertigt ist, orientiert sich an einer durchgängigen Linie von der Front bis zum Heck des Fahrzeugs. Der 449 kW (610 PS) starke V10-Motor katapultiert den Huracán in nur 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei mehr als 325 km/h.

Scania stellte im Berichtsjahr die dritte Generation der effizienten Euro-6-Motoren mit SCR-Abgasnachbehandlung (SCR: Selective Catalytic Reduction) vor. Seit 2014 sind auch der weiterentwickelte Scania Retarder – zentraler Bestandteil des integrierten Bremssystems – mit neuer, kraftstoffsparender Freilauffunktion und die neue Version des Systems Scania Eco-Roll, das eine noch präzisere Gangwahl auf Gefällestrecken vornimmt, erhältlich. Außerdem hat Scania gezeigt, wie durch den Einsatz eines neuen Öls mit niedriger Viskosität, aber dennoch einzigartigen Schmiereigenschaften weiteres Sparpotenzial erschlossen werden kann.

Der neue, konsequent auf Verbrauchsreduzierung ausgelegte MAN TGX EfficientLine 2 hat sämtliche Effizienztechnologien an Bord. Dazu zählen insbesondere der GPS-Tempomat EfficientCruise, die Drehmomenterhöhung TopTorque und die neueste Version von MAN TeleMatics für den Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Disponent. Der 2014 neu vorgestellte GPS-Tempomat EfficientCruise regelt die Geschwindigkeit von Lkw oder Bussen und leistet einen Beitrag zur Kraftstoff- und CO2-Einsparung. Der TGX EfficientLine 2 ist um mehr als 6 % sparsamer als sein Vorgänger.

Mit dem MAN 12V175D stellte MAN im Geschäftsjahr 2014 die erste Variante seiner neuen High-speed-Motorenfamilie vor. Der Zwölfzylinder ist ganz auf die Anforderungen der kommerziellen Schifffahrt ausgelegt und für den Antrieb von Fähren, Offshore-Versorgungsschiffen, Schleppern und Arbeitsbooten optimiert. Auch in Sachen Umweltfreundlichkeit kann der Motor punkten: Sein kompaktes und modulares System zur Abgasnachbehandlung setzt das Verfahren der selektiven katalytischen Reduktion ein und basiert auf der MAN Ad-Blue-Technologie.

CO2-EMISSION – STATUS QUO
Anzahl Fahrzeuge